Schwundgeld als Heilmittel zur Wiederbelebung der Wirtschaft?
verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 09/09)
Nachdem die Finanzkrise im letzten Jahr für viele Menschen überraschend hereinbrach und in der Folge zu regelrechten Panikattacken an den Märkten führte, (siehe z. B. dramatische Tageskursstürze an den Börsen von häufig mehr als fünf Prozent) schlägt sich die Krise in diesem Jahr weltweit in einer drastischen Schrumpfung der Wirtschaftsleistung der Länder nieder. Angesichts drohender Massenentlassungen scheint sich mittlerweile eine negative Grundstimmung im Volk ausgebreitet zu haben, in welcher man die ständige Befürchtung in sich trägt, dass das nächste Unheil bereits auf einen wartet.
Unfähig der permanenten Krise durch eigene Kraft Herr werden zu können, ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen – und allen voran die stets um Wählerstimmen bemühten Politiker – beginnen, Hilfe suchend jeden Ratschlag dankend aufgreifen, der eine schnellstmögliche Erholung und Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstandes verspricht. Daher schlägt jetzt auch wieder die Stunde der Staatsfans und keynesianisch geprägten Ökonomen, die vorher (zu Recht) verworfene und vergessene Theorien aus der Mottenkiste hervorholen. So auch der bekannte, keynesianisch geprägte Harvard-Professor Gregory Mankiw, welcher derzeit die so genannte „Schwundgeld“-Theorie von Gesell wieder entdeckt hat.
Der Kaufmann und Schriftsteller Silvio Gesell war es einst, der im 19. Jahrhundert (wie auch später die Keynesianer) der festen Überzeugung war, dass man das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft durch verstärkte Geldausgaben positiv beeinflussen könne. Um zu verhindern, dass die Menschen ihr Geld (z. B. in schlechten Zeiten) verstärkt horten, müsse man Anreize schaffen, dass das Geld ausgegeben wird. Dies könne man so bewerkstelligen, indem der nominale Wert des Geldes nach einem vorhersehbaren Kalender verringert würde. In der Praxis könnte dies z. B. so aussehen, dass Geldscheine so datiert würden, dass sie nach einem bestimmten Verfallstag einen Teil ihres Nominalwerts verlören.
Diese Idee dürfte allerdings nicht wirklich ein alternativer Weg sein, um die Wirtschaft wiederzubeleben. Wie soll eine höhere Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes auch dazu führen den allgemeinen Wohlstand zu erhöhen? Eine Gruppe von Menschen kann nicht allein dadurch ihren Wohlstand mehren, indem sie eine Münze mit zunehmender Geschwindigkeit im Kreis laufen lässt. Libertäre weisen daher gerne darauf hin, dass Anhänger der Schwundgeld-Theorie sich zu sehr auf den Konsum konzentrieren würden, dieser jedoch mit wachsendem Wohlstand nichts zu tun habe. Er sei Ziel und nicht Ursache der Wohlstandsmehrung.
Diese Feststellung kann an dieser Stelle nur nochmals bekräftigt werden. Daher wollen wir nicht hoffen, dass die Pläne zur Einführung des Schwundgeldes eines Tages verwirklicht werden. Um auf lange Sicht Wirtschaftswachstum zu generieren, bedarf es keiner Politik der künstlichen Konsumbelebung (welcher Art auch immer) sondern realer Mittel (Arbeit, Rohstoffe, etc.) mit denen sparsam zu wirtschaften ist! Die alte Formel zur Schaffung von Wohlstand über Jahrhunderte lautet schließlich zu sparen und zu investieren, nicht blind zu konsumieren. (Dieses Prinzip ist übrigens sowohl für Privathaushalte als auch für Staaten gültig). Wenn Sie also Ihren kleinen Teil dazu beitragen wollen, den gesamtwirtschaftlichen – aber vor allem natürlich auch Ihren persönlichen – Wohlstand langfristig zu erhalten und zu vermehren, dann sparen und investieren Sie lieber in reale Werte und ignorieren Sie besser planwirtschaftliche Ideen und Ansätze a la Sch(w)undgeld.
„Habe Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ (Immanuel Kant)