Gold – Verkaufen oder doch besser kaufen?
verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 07/15)
In den vergangenen Wochen konnte der Goldpreis zunächst bis an seine 200-Tagelinie ansteigen. Im Anschluss daran übernahmen jedoch die Bären wieder die Kontrolle und drückten die Notierungen schrittweise bis auf ca. 1.145,00 US-Dollar hinunter. Am 17. und insbesondere 21.07.2015 setzten dann „wie aus dem Nichts“ heftige Verkaufsattacken ein, die den Kurs des gelben Metalls auf Talfahrt in Richtung 1.080,00 USD schickten (siehe Abbildung 1). Der Preis konnte sich jedoch danach zumindest wieder an die 1.100,00 USD-Marke retten.
Die Kurse bewegten sich zuvor eine Weile knapp oberhalb der wichtigen Unterstützungszone zwischen 1.130,00 und 1.140,00 USD. Der Goldpreis hatte es in den Monaten zuvor mehrmals nicht geschafft, in den Aufwärtsimpulsen die vorherrschenden Abwärtstrends nach oben zu durchbrechen. Dies machte Gold für „spekulative Attacken“ angreifbar!
Der Analyst Hannes Huster schrieb in diesem Zusammenhang am 21.07.2015 in einem Beitrag auf www.goldseiten.de: „Wie (…) berichtet, wurde der Goldpreis kurz nach der Eröffnung in Asien über die Terminbörse mit extrem hohen Volumen zu Fall gebracht.
Noch einmal zur Verdeutlichung: Das sind bzw. waren keine normalen Goldverkäufe! Verschwörung hin oder her, niemand würde so bescheuert sein und Gold im Gegenwert von 2,7 Milliarden USD freiwillig zu dieser dünnen Handelszeit unlimitiert in den Markt schmeißen. Machen Sie sich das bewusst und behalten Sie dies immer im Hinterkopf! Es ging darum, die 1.130 USD zu reißen und einen Ausverkauf auszulösen. Ein Bruch wichtiger Markten führt dazu, dass "normale Anleger" verleitet werden zu verkaufen bzw. entsprechende Stopps ausgelöst werden. Interessant war gestern nicht nur die Attacke zur Handelseröffnung in Asien, sondern auch die Attacke zum Handelsende in den USA. Gold hielt sich so einigermaßen okay über 1.100 USD, bis kurz vor Handelsende erneut Druck aufkam. Es wurde also nochmals ganz gezielt ein Schlusskurs unter 1.100 USD anvisiert.“ Soweit Hannes Huster.
Nachdem sich viele Mainstream-Medien noch am gleichen Tag des Abverkaufs darin einig waren, dass Gold nun ein klarer Verkaufskandidat sei, sollen an dieser Stelle konträr dazu nachfolgend einmal die zahlreichen positiven Aspekte hervorgehoben werden, die momentan selten Erwähnung finden!
Aufgrund der in charttechnischer Hinsicht überverkauften Stochastik, verbunden mit der schlechten Stimmung im Edelmetallsektor und der günstigen Saisonalität, sowie der Lage am Terminmarkt erscheint nämlich eine bald einsetzende Erholung bis zumindest 1.190,00 USD immer wahrscheinlicher zu werden. Dabei könnten bei einer ausgedehnten Rally in den nächsten Wochen auch Preise bis ca. 1.240,00 USD erreicht werden!
Aber der Reihe nach: Der Kursrückgang in den letzten Wochen bewirkte eine deutliche Verbesserung der Lage am Terminmarkt. So halten die so genannten „Commercials“, also die kommerziellen (wissenden) Händler, aktuell „nur noch“ 48.469 leerverkaufte Kontrakte auf den Gold-Future. In der längerfristigen Betrachtung kam es bei einer so niedrigen Shortposition immer zu merklichen Kursanstiegen in den Folgewochen. Während die Charts noch keine wirklichen Anzeichen für eine Trendwende erkennen lassen, liefern die COT-Daten ein klares und eindeutiges Kaufsignal. Allerdings sollte beachtet werden, dass dieser Zustand auch mehrere Wochen anhalten kann, bis sich die Preise dann tatsächlich erst zu erholen beginnen!
Florian Grummes, Analyst für Pro Aurum, führte in seinem letzten Marktkommentar vom 14.07.2015 bezüglich eines weiteren Analysewerkzeugs, der Marktstimmung, folgendes aus: „Die aktuellen Sentiment-Daten bestätigen meine persönliche Wahrnehmung, dass die Stimmung unter den Edelmetallanlegern zuletzt einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Bullische Analysen haben derzeit Seltenheitswert. Vielmehr ist ein anstehender Ausverkauf bis auf 1.000,00US$ mittlerweile klar die Mehrheitsmeinung. Ein derart extremer Pessimismus lag zuletzt im Juni 2013 vor. Damals konnte sich der Goldpreis im Anschluss um knapp 250,00US$ erholen. Resignation umschreibt die aktuelle Lage wohl am besten. Und selbst wenn der Bärenmarkt übergeordnet bei den Edelmetallen noch weiter gehen sollte, der extrem hohe Pessimismus spricht in jedem Fall für eine Erholung in den Sommermonaten.“
Auch das saisonale Muster lässt bis Anfang Oktober einen steigenden Goldpreis erwarten. Anzumerken ist aber, dass allein aufgrund der Saisonalität keine Handelsentscheidungen getroffen werden, sondern diese nur als begleitendes Tool genutzt werden sollte.
In Euro betrachtet lief der Goldpreis seit der zweiten Juniwoche in einer engen Handelspanne zwischen 1.035,00 und 1.065,00 Euro seitwärts, bevor der erwähnte Kurssturz den Preis in Richtung 1.015,00 Euro schickte. Aus dem Chart (siehe Abbildung 2) wird allerdings deutlich, dass derzeit im Grunde nur die starke Aufwärtsbewegung seit November 2014 in Teilen korrigiert wird. Nach dem Ausbruch über den monatelangen Widerstand um die psychologisch wichtige Marke von 1.000,00 Euro wäre ein Test derselben von oben völlig normal.
In der Gesamtbetrachtung bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend nach wie vor intakt. Einen Rücksetzer bis auf das Ausbruchsniveau bei 1.000,00 Euro sollten Investoren aber dennoch einkalkulieren. Dieser könnte dann (bei einer Unterinvestition in Edelmetalle) für Nachkäufe genutzt werden.
Fazit: Aus heutiger Sicht sollte die nächste Erholungsbewegung bei Gold nicht mehr lange auf sich warten lassen, auch wenn sich dies womöglich schon fast niemand mehr vorstellen kann!
Abschließend gilt es auch heute festzuhalten, dass Gold und Silber unabhängig von der momentanen und prognostizierten Preisentwicklung angesichts der Staatsschulden- und Inflationsfalle, in der sich fast die ganze Welt befindet, eine herausragende Stellung einnehmen. Die beiden Edelmetalle können bekanntlich nicht beliebig vermehrt werden und auch nicht wie Banken oder Staaten pleitegehen. Deswegen sollten sie im Depot eines jeden vernünftig denkenden Menschen eine wesentliche Rolle spielen.
„Keine Wette war in den Jahrhunderten der Währungsgeschichte sicherer zu gewinnen als die, dass ein Goldstück, das der Inflationspolitik der Regierungen unzugänglich ist, seine Kaufkraft besser bewahren würde als eine Banknote.“ (Wilhelm Röpke)
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