Deutschlands Bonität herabgestuft – Konsequenzen für Investoren
verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 07/12)
Nachdem die meisten Medien und Experten in den letzten Monaten die Wirtschaftslokomotive Deutschland hoch gepriesen und damit den Eindruck erweckt haben, unser Land könne sich der Eurokrise und deren Auswirkungen vollständig und ohne Blessuren entziehen, kehrt nun allmählich Ernüchterung ein. So hat vor einigen Tagen die kleine und unabhängige Ratingagentur Egan-Jones als erste damit begonnen die Bonität Deutschlands von AA- auf A+ zu senken. Der weitere Ausblick wurde als negativ eingestuft, womit auch die nächsten Herabstufungen abzusehen sind. Hintergrund der Entscheidung ist, dass Deutschland unter der Schuldenkrise Europas inzwischen erheblich zu leiden hat. In der Begründung heißt es: "Ob Griechenland oder andere Mitglieder der Eurozone die Währungsunion verlassen oder nicht, Deutschland werde in jedem Fall auf massiven zusätzlichen uneinbringlichen Forderungen sitzen bleiben".
Da passt auch ins Bild, dass kürzlich laut "Financial Times" der bekannte Hedge-Fonds-Manager John Paulson angekündigt hat, nun auch auf eine schlechtere Bonität Deutschlands zu wetten, dessen Anleihen bislang als sicherer Hafen galten. Zitat aus dem Artikel: „Der Hedge-Fonds-Manager gehe davon aus, dass auch Deutschland immer tiefer in den Strudel der Schuldenkrise gerate, wenn sich die Lage in den nächsten Monaten zuspitze.“
Der Finanzprofi dürfte hierfür seine guten Gründe haben: Kumuliert man die offiziellen Rettungspakete und die inoffiziellen (parlamentarisch nicht legitimierten) Target-Salden bei der Bundesbank auf, handelt es sich mittlerweile um dreistellige Milliardenbeträge mit denen Deutschland bzw. dessen Bürger für die Eurorettung in der Haftung stehen – Tendenz stark steigend. Hierbei handelt es sich wohlgemerkt um Schulden, die in der offiziell ausgewiesenen Statistik größtenteils noch gar nicht enthalten sind! Die Lage ist deswegen als prekär einzustufen, weil bereits ohne die neuen Rettungspakete die deutschen Staatschulden gerade in den letzten Jahren dramatisch angewachsen sind.
Die Tatsache, dass nun mit Zypern schon das fünfte von insgesamt 17 Euroländern unter den Rettungsschirm „geschlüpft“ ist zeigt, dass die Zeit des Aufschiebens und Schönredens bald vorbei sein dürfte. Wenn bereits fast jedes dritte Land der Eurozone kurz vor dem Bankrott steht, dann ist leicht abzusehen, dass auch das große Ganze in dieser Form keine rosige Zukunft mehr hat – noch dazu wo die nächsten Kandidaten schon die Hände aufhalten!
Um der sich ausbreitenden Krise endlich Herr zu werden, sollen nun Schuldenbremsen, Sparpakete und ein Fiskalpakt im Euroraum umgesetzt werden um die Defizite abzubauen und verloren gegangenes Vertrauen an den Märkten zurück zu gewinnen. Dies hat allerdings aus Anleger- und Sparersicht einen entscheidenden Haken: In Papier-, bzw. Kreditgeldsystemen wie dem unserigen können gesamtwirtschaftlich betrachtet Schulden nur dann abgebaut werden, wenn an anderer Stelle auch Forderungen bzw. Vermögen abgeschrieben werden!
Schulden können also nur verschwinden, wenn sich auch die gegenüber stehenden Vermögen auflösen – denn es ist zwangsweise so, dass die Vermögen des einen die Schulden eines anderen sind! Aus genau diesen Gründen sollten Sparer (= Gläubiger) reine Papiergeld-Anlageformen minimieren, die nichts anderes als Zahlungsversprechen darstellen und somit letztlich auch in willkürlicher Höhe entwertet werden können. Der vorausschauende Anleger investiert angesichts der zu erwartenden Verwerfungen der nächsten Monate und Jahre stattdessen in ausgewählte Sachwerte.
An vorderster Stelle gehören hierzu sicherlich Gold und Silber. Diese weisen als bewährte „Inflations- und Krisenschutzinstrumente“ einen unvergänglichen, realen Wert auf und wurden zudem von den Menschen bereits über viele Jahrhunderte als Währungen angesehen und genutzt. Investierte man z. B. ab dem Jahr 2001 in Gold, konnte man eine Durchschnittsrendite von 15 Prozent p. a. in Euro erzielen! Bei Silber waren es sogar rund 20 Prozent. Edelmetalle in physischer Form stellen in diesen Zeiten nach wie vor die Basis einer soliden Sachwertanlage dar.
Die Geschichte zeigt, dass in wirtschaftlichen Kontraktionsphasen langfristig betrachtet lediglich Goldaktien noch besser abschnitten als die physischen Edelmetalle (wenn auch unter deutlich größeren Kursschwankungen). Diese Outperformance war allerdings in den letzten Jahren im Allgemeinen nicht zu beobachten – die Entwicklung des Sektors verlief stattdessen enttäuschend. Jedoch deuten mittlerweile verschiedene fundamentale Kennzahlen auf eine markante Unterbewertung des Goldminensektors nicht nur im Vergleich mit dem Standardaktienmarkt sondern auch zu den physischen Edelmetallen hin.
Die KGV’s von Goldaktien bewegen sich derzeit auf absoluten Tiefpunkten! So erzielte der HUI Ende Mai ein nach Marktkapitalisierung gewichtetes, durchschnittliches KGV von nur zwölffachen Gewinnen. Dies ist ein für Goldaktien äußerst günstiges Niveau und liegt dabei sogar unter den Panikwerten vom Jahr 2008! Diese historische Unterbewertung könnte nun bereits in absehbarer Zeit in Form von deutlichen Kursanstiegen abgebaut werden. Neben einer Direktinvestition in Einzeltiteln (i. d. R. jedoch für den normalen Anleger mit einem hohen Zeitaufwand verbunden) kann dieses Segment auch über ausgewählte Branchen- und vermögensverwaltende Fonds abgedeckt werden.
Da in diesen turbulenten Zeiten die Kursausschläge an den weltweiten Börsen bekanntlich mitunter sehr heftig ausfallen, werden darüber hinaus zunehmend Investments wichtiger, die sich unabhängig von den Kapriolen der Finanzmärkte entwickeln können. Ein sinnvoller Baustein kann hierbei eine Anlage in physische Edelhölzer darstellen. Während Gold für ein edles, begehrtes und knappes Gut steht, gilt dasselbe auch für das „wachsende Gut“ Edelholz. Deren Preise steigen über die Jahre sehr kontinuierlich an. Wie bei kaum einer anderen Investitionsform ergibt sich für den Anleger hinsichtlich der Edelholz-preisentwicklung langfristig eine sehr hohe Prognosesicherheit, da die Angebots- und Nachfragesituation gut zu analysieren ist. Beispielsweise lässt sich das Angebot an Edelholz mindestens für die nächsten 20 Jahre exakt voraussagen, da ausschließlich Holz von Bäumen auf den Markt kommen kann, die heute schon wachsen.
Dazu gesellt sich jedoch noch eine weitere Ertragskomponente, die in der Anlagewelt einmalig sein dürfte: Der naturgegebene Zinseszins. Die Rohstoffmenge, in die investiert wird, wächst jedes Jahr auf natürliche Weise weiter an – völlig unabhängig von der Finanzmarktentwicklung! Durch den Kauf von Edelholz kann somit eine gesündere, ausgewogene Vermögensstruktur erreicht werden. Gute Anbieter nehmen dem Anleger dabei die waldbaulichen Risiken ab.
Abschließend sollten Investoren darüber hinaus in Erwägung ziehen, die bestehenden legalen Möglichkeiten zu nutzen, Teile ihres Vermögens zur Risikostreuung auch auf andere Länder zu verteilen. Dabei sollte es sich um politisch und wirtschaftlich stabile Drittländer handeln, in welchen Staatsschulden keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle spielen und die darüber hinaus eine sehr lange Tradition in der Achtung des Privateigentums vorweisen können.
Hierfür kommt z. B. die Nutzung eines Zollfreilagers in Betracht, in welches physische Edelmetalle eingelagert werden. Dies bringt neben der Länderdiversifikation gleichzeitig den Vorteil des Erwerbs ohne Mehrwertsteuer mit sich.
Zusammengefasst sollte sich jeder Anleger angesichts der gegenwärtigen Krisenproblematik – entsprechend seiner individuellen Situation – einen Mix aus verschiedenen, ausgewählten Sachwertanlagen zusammenzustellen. Hierbei ist es ratsam, bei mangelnder eigener Erfahrung auf den Rat von Experten zurückzugreifen, die sich seit Jahren auf inflations- und krisengeschützte Investmentformen spezialisiert haben und somit über den notwendigen Erfahrungsschatz verfügen.
„Wenn der Staat Pleite macht, geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.“ (Carl Fürstenberg)
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